Kurz vor seinem 100. Spiel mit dem FC Barcelona haben wir Pedri González, spanischer Nationalspieler, im Interview gefragt, wie er mit Niederlagen umgeht, was seine Ziele für 2023 sind und ob er im neuen Jahr Veränderungen anstrebt.

Neues Jahr, neues Glück: Hilft dir der Jahresbeginn dabei, dich neu zu fokussieren?
Pedri: Mental ist es schon manchmal hilfreich, einen Abschluss und einen Neuanfang zu haben. Aber am Jahresende ändert sich im Grunde nichts für mich. Wir sind noch mitten in der Saison, für uns ist das Saisonende bedeutsamer. Mein Jahr wird vom Fußball und nicht von den Jahreszeiten vorgegeben.
Was ist für diese Saison noch das größte Ziel für euch als Mannschaft?
Pedri: Als Spieler des FC Barcelona wirst Du immer an Titeln gemessen - das gehört bei einem so großen Club einfach mit dazu. Derzeit läuft es für uns ja ganz gut: Mit unserem Supercopa-Triumph gegen Real Madrid konnten wir schon einmal beweisen, wie gut die Mannschaft funktioniert und was wir alles erreichen können. In der Liga sind wir derzeit Tabellenführer und im Pokal stehen wir im Halbfinale. Selbstverständlich haben wir aber auch in der Europa League noch große Ziele - Mitte Februar geht es gegen Manchester United, was natürlich auch eine anspruchsvolle Aufgabe sein wird.
Wie schaffst du es, aufregende Spiele wie das Supercopa-Finale zu verarbeiten?
Pedri: Wenn ich freie Tage habe - und die Zeit finde - nutze ich diese, um in meine Heimat zu fahren. Es gibt keinen besseren Ort, an dem ich meine Batterien wieder aufladen und mich erden kann. Da sie auf den Kanaren leben und zwischen uns tausende Kilometer liegen, ist das nicht immer umsetzbar. Dann nutze ich die Zeit mit meinem Team, um die Emotionen zu teilen und gemeinsam zu verarbeiten.
Wenn ich hin und wieder innehalte und über all die vergangenen Erlebnisse nachdenke, dann ist es schon verrückt, was ich in so kurzer Zeit alles erreicht und erlebt habe.
Und für dich persönlich, hast du dir auch eigene Ziele für den Saisonabschluss gesetzt?
Pedri: Grundsätzlich stehen die Mannschaftsziele für mich im Vordergrund. Persönlich versuche ich aber natürlich immer, meine Leistung aus der vorigen Saison zu toppen. Das lässt sich beispielsweise an der Anzahl meiner Tore, als auch an meiner physischen Performance messen. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.
Dafür drücken wir euch fest die Daumen! Den WM-Titel musstet ihr 2022 leider Argentinien überlassen. Wie gehst du damit um, wenn du als ehrgeiziger Sportler Spiele verlierst?
Pedri: Jeder Fußballer träumt davon, als Weltmeister nach Hause zu gehen. Eine Niederlage tut immer weh, doch bei der WM und dann auch noch als einer der Favoriten im Elfmeterschießen rauszufliegen war besonders schwer für uns. Das Beste am Mannschaftssport ist jedoch, dass man niemals alleine gewinnt oder verliert. So kann man sich gegenseitig auffangen und aufbauen. Und so schaffen wir es auch recht schnell, uns wieder auf das zu konzentrieren, was noch vor uns liegt. Ich würde sagen, das haben wir auch echt gut geschafft, wenn man sich die Erfolge der letzten Wochen anschaut.
Deine Familie war während der WM auch vor Ort in Katar. Bist du vor Spielen, bei denen deine Familie zuschaut, nervöser?
Pedri: Auf dem Platz habe ich noch nie Angst verspürt. Zu Beginn meiner Karriere war eine gewisse Grundnervosität vor Spielen zwar vorhanden, aber die ist mittlerweile vergangen. Ich vertraue auf mich und mein Können und weiß, wie hart ich dafür arbeite, mich zu verbessern. Wenn Familienangehörige so eine weite Reise auf sich nehmen, um mich zu unterstützen, will man natürlich erst recht nicht enttäuschen. Aber es gibt nichts Schöneres, als dass sie kommen, um mich spielen zu sehen. Egal wie das Spiel ausgeht, letztendlich spüre ich, wie stolz sie auf mich sind.



Genie im Chaos oder Ordnungsfanatiker - wie würde deine Familie dich beschreiben?
Pedri: Definitiv ein Genie im Chaos. Als Kind schimpften meine Eltern regelmäßig mit mir, weil ich so unordentlich war. Ich habe ihnen dann immer gesagt, dass ich trotz der Unordnung genau weiß, wo meine Sachen sind. Und so geht es mir auch auf dem Fußballplatz: Auch in schwierigen und unübersichtlichen Situationen werde ich kreativ und finde ich fast immer den freien Mann. Das sind einfach Fähigkeiten, die man in sich trägt und nicht einfach so lernen kann. Entweder man hat sie oder man hat sie nicht.
Du hast dieses Jahr wieder mit der Nummer 26 gespielt, die du auch bei deinem ersten großen Turnier getragen hast. Werden wir diese Nummer auch zukünftig auf deinem Trikot sehen?
Pedri: Ich spiele gerne unter der 26, in Zukunft möchte ich aber gerne auch bei großen Turnieren mit der Nummer 8 spielen. Das muss aber auch ich mir erst verdienen und lasse hier gerne erfahrenen Teamkollegen den Vortritt. Für mich ist es eine Motivation, sie als Vorbilder zu sehen und danach zu streben, eines Tages mit der 8 aufzulaufen.
Letzte Saison hast du unglaubliche 73 Spiele gespielt. Auch in dieser Saison bist du bereits mit 33 Spielen wieder ganz vorne mit dabei und du stehst mittlerweile sogar vor deinem 100. Spiel für Barca. Möchtest du dieses Level langfristig aufrechterhalten?
Pedri: Naja, das liegt ja nicht nur in meiner Macht. Die letzte Saison war schon hart, aber ich bin passionierter Fußballer und wenn es nach mir geht, kann ich gar nicht oft genug spielen - einfach weil es mir unglaublich viel Spaß macht. Umso wichtiger sind aber auch die Pausen zwischen den Spielen, in denen ich mich bewusst um meine Regeneration kümmere. Ohne diese Regenerationsphasen würde ich dieses Level definitiv nicht aufrechterhalten können.
Außerdem freue ich mich auch für meine Mannschaftskollegen, wenn sie öfter mal zum Zug kommen. Da darf Gavi mich dann gerne das ein oder andere Mal vertreten. (lacht)
Gibt es etwas, das du in diesem Jahr anders machen möchtest oder woraus du letztes Jahr gelernt hast?
Pedri: Es klingt verrückt das mit 20 Jahren zu sagen, aber man wird nicht jünger. Leistungssport und insbesondere Fußball auf höchstem Niveau sind körperlich und mental anstrengend. In Kombination mit unserem gut gefüllten Zeitplan kann sich der Körper manchmal nicht oder nur wenig erholen. Das Gleichgewicht aus Körper und Geist zu finden, beziehungsweise beides in Einklang zu bringen, ist einer der Schlüssel zu meinem Erfolg.
Ich möchte meinen Körper jetzt schon bestmöglich darauf vorbereiten, auch in zukünftigen Lebensjahren meine Leistung zu halten und sogar zu steigern. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Regeneration, denn ohne Regeneration gibt es keine Leistung.
Mit 20 Jahren steckt der Körper noch einiges weg, doch das wird nicht immer so sein. Einer meiner Vorsätze ist es deswegen, meiner Regeneration noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken und mein Körperbewusstsein zu verbessern. Pausen zu nehmen, wenn man sie braucht, ist für mich eine der schwierigsten Disziplinen - daran möchte ich dieses Jahr arbeiten.
Wie sieht deine Regenerations-Routine denn aktuell aus?
Pedri: Meine Regenerationsmaßnahmen variieren. Ich nutze sowohl Eisbäder, Massagen als auch Tools wie Reboots. Ich habe natürlich das Glück, eigene Physiotherapeuten und beratende Trainer zur Verfügung stehen zu haben, die mir Tipps und Empfehlungen geben. Viele Möglichkeiten der Regeneration sind allerdings orts- oder personengebunden. Das schätze ich an den Reboots. Ich kann sie völlig unabhängig nutzen, wann immer ich Lust auf 30-60 Minuten Wellness habe. Und mit Wellness meine ich, dass ich die Auszeit in den Reboots gerne nutze, um währenddessen FIFA zu zocken ;)
Wie nutzt du die Ortsunabhängigkeit, die dir durch Reboots geschenkt wird?
Pedri: Aktuell ist meine Reisebelastung sehr hoch. Neben dem Training habe ich zwei Spiele pro Woche. Dabei ist es wichtig, dass ich meine Regeneration nicht vernachlässige. Mit Reboots kann ich sogar während der Reise im Flugzeug oder im Bus recovern und die Reisezeit so gut wie möglich zum Entspannen nutzen. Auch bei Aufenthalten im Hotel ist es kein Problem. Dies macht meine Regeneration super flexibel.